Wirklichkeit über pari. Zu Gottfried Kellers „Kleider machen Leute“

Die neuere deutsche Literaturwissenschaft hat sich ausgiebig dem Thema „Literatur und Ökonomie“ gewidmet. In Studien zur Literatur des bürgerlichen Realismus wurde dem realistischen Kode erhebliche Vorbehalte gegenüber den Medien und Verfahren der modernen Kreditökonomie attestiert. Doch anhand einer von dem Paradigma der „Poetologien des Wissens“ inspirierten Lektüre wird versucht zu zeigen, wie die Prosa des poetischen Realismus, darunter die Keller’sche, tatsächlich Darstellungsverfahren und Repräsentationslogiken der Kreditökonomie angewendet hat, spezifisch um die programmatisch geforderte literarische Verklärung zu gewährleisten. In einem ersten Schritt wird versucht, ein historisch Dispositiv aus Institutionen, Praktiken und Regeln dieser neuzeitlichen Kreditökonomie zu umreißen, dessen Potential als poetisches Medium dann vor dem Hintergrund zeitgenössischer Poetiken zu überprüfen ist. In einem zweiten Schritt wird gezeigt, wie diese Kodes auch Gottfried Kellers Darstellungsmethode informiert haben.status: publishe